Kassandra
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02-17 klagelieder
liedbearbeitungen: Nata¨a Mirkovi?-DeRo
klagelieder-paraphrasen und übersetzung: Ernst M. Binder
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ESC im Labor
Die Interpretin des Klagelieds für 23 Verstorbene ist Kassandra. In der
griechischen Mythologie ist sie Tochter des Priamos und der Hekabe. Da
Kassandra die Liebe des Apollon nicht erwiderte, erhielt sie von ihm zwar
die Gabe der Weissagung, aber mit dem Zusatz, damit nie Glauben zu finden.
Sie prophezeite den Untergang Trojas und wurde bei der Einnahme der Stadt im
Tempel der Athena geschändet. Agamemnon nahm sie als Sklavin mit nach
Mykene. Dort wurde sie von Klytaimestra getötet.
Hier besingt die Tote in ihren Liedern Verstorbene und deren Schicksal, im
Krieg Gefallene, aber auch den Verlust von Liebe, jedoch ohne mit ihrem
eigenen Schicksal zu hadern noch es zu beklagen.
Die Sängerin und Schauspielerin Nata¨a Mirkovi?-DeRo wurde in Sarajewo
geboren und beschäftigt sich seit Jahren mit altem Liedgut aus Mazedonien,
Albanien, Serbien und Bosnien. Die Totenbräuche der walachischen Bevölkerung
haben ihren Ursprung im vorchristlichen Glauben an ein Jenseits, das man nur
erreicht, wenn man einen Wasserlauf überquert. Im Gegensatz zum "Styx" der
Alten kann dieser Fluß nicht mit einem Boot überquert werden, sondern nur
mit einem Baumstamm. Wenn der Verstorbene viele Sünden begangen hat,
riskiert er, ins Wasser zu fallen. Durchs Wasser erreicht er die untere
Welt (die Höllen), wo es sehr trocken und dunkel ist. Um diese eventuelle
postmortale Trockenheit ein wenig zu lindern, tragen die Frauen der Gegend
noch heute volle Bierkrüge auf die Friedhöfe. Einen vorbeugenden Effekt
haben die sehr oft dem / der Verstorbenen persönlich gewidmeten Klagelieder,
die ihn vorm Sturz ins Wasser bewahren und ihn wie ein guter Wunsch auf
seinem Weg über das Wasser begleiten sollen.
Claudia Paulin ist eine junge Grazer gegenständliche Malerin, die in Wien
bei Anton Lehmden, Rénee Green und Hubert Schmalix studiert hat und die
speziell für diese Arbeit einen Totentanzzyklus malt, der parallel zu den
Liedern über die Darstellerin und das Bühnenbild projiziert wird. Die Bilder
werden aber auch in Form einer Austellung zum Uraufführungstermin in der
Galerie *ESC im Labor* gezeigt werden und als Wanderausstellung die
Aufführungen des Projekts PIvot begleiten.
Das Bühnenbild von Carlos Schiffmann ist schlicht und einfach und
orientiert sich an der Bühnengestaltung des japanischen NÔ-Theaters.
Ernst Marianne Binder begleitet die Aufführung mit Paraphrasen zu den
Klageliedern. Diese Texte werden während der Rezitation des Liedes in der
jeweiligen Landessprache des Aufführungsortes in die Totentanzbilder Claudia
Paulins montiert.
kassandra Nata¨a Mirkovi?-DeRo
inszenierung Ernst M. Binder
totentanz-bilder Claudia Paulin
bühne Carlos Schiffmann
einrichtung Geari Schreilechner
geschäftsführung Andrea Speetgens
technische gesamtleitung Geari Schreilechner
presse Alexandra Rollett