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CPU ist ein Kooperationsprojekt zwischen
steirischer herbst, mur.at
und ESC im LABOR
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Ernesto Rico-Schmid | Zoe Gudovic
CPU Programm
Letter from Sarajevo in English
Liebe Freund_innen,
am 24. September wurde das erste Queer Sarajevo Festival eröffnet.
Die Eröffnung begann mit einer großartigen Ausstellung in der Akademie
der Künste.
Die Produktion war wunderbar, so authentisch und zugleich berührend.
Mehr als 300 Personen waren anwesend, ihre sexuelle Orientierung
spielte keine Rolle, so wie auch ihre Religion oder ihr Geschlecht.
Das Wichtigste war, dass sie dort waren, um ein großes Ereignis zu
unterstützen, ein tolles Festival, wunderbare Menschen. Kunst, Freude,
Leben, Freiheit?
Die Wirklichkeit war nicht sehr fröhlich. Vor der Akademie, knapp vor
der Eröffnung, versammelte sich dort eine Gruppe aggressiver
religiöser Extremisten. Es waren ungefähr 150, mit Steinen bewaffnet,
manche mit Messern, sogar Schußwaffen.
Sieben Aktivist_innen und Besucher_innen des Festivals sowie ein
Polizist wurden verletzt. Diese Menschen wurden brutal attackiert und
erlitten schwere Verletzungen.
Diese Gruppen von Extremisten verfolgten Menschen zu ihren Autos,
zogen sie heraus, und traten und schlugen sie. Sie zogen auch einen
Taxifahrer aus seinem Auto, wiesen ihn an, sich zurückzuziehen und
traten die Menschen im Auto. Sie schlugen einen jungen Mann so schwer,
dass sie ihm die Nase brachen, und schlugen weiter mit einer Waffe auf
ihn ein, bis er bewußtlos wurde.
Einige weitere Menschen wurden angegriffen und erlitten
Kopfverletzungen. Ein Mann erlitt innere Blutungen.
Die Polizei hat das Festival als ein Ereignis mit hohem
Sicherheitsrisiko eingestuft, aber es unglücklicherweise nicht so
behandelt. Die Polizei erlaubte 100 bis 150 Hooligans und religiösen
Fundamentalisten, sich in die Eingangshalle der Akademie zu drängen.
Dort mußte dann der private Sicherheitsdienst mit der Situation und
den Extremisten klarkommen.
Die Polizei versuchte nicht einmal, die Menge zu zerstreuen und die
Versammlung aufzulösen, die nicht angemeldet war. Das ist ein großes
Versäumnis der Polizei.
Wieder war es nicht nur ein Versäumnis zu erkennen, wer die bedrohte
Partei war, sondern die Gewalt wurde auch noch erlaubt und unterstützt.
Die große Verantwortung der Polizei und der Institutionen, die nicht
rechtzeitig und adäquat reagierten, indem sie Holligans und religiösen
Fundamentalisten gestatteten, sich zu versammeln, wird nicht
aufgehoben werden. Sie behaupteten, sie konnten sie nicht stoppen
aufgrund des Rechtes auf Bewegungsfreiheit.
*Wenn das der Fall ist, wo bleibt dann das Recht der Queeren auf
Bewegungsfreiheit?
Nach dem QueerBeograd Festival, wo ich das gleiche Beispiel an
Einschüchterung und Gewalt erlebte, wo Menschen brutal
zusammengeschlagen worden waren, bin ich nun hier in Sarajevo beim
ersten stolzen Queer Festival und erlebe die gleiche Geschichte
wieder, wo es heisst, dass die Person, die mich zusammenschlägt, das
Recht hat, sich frei zu bewegen und mich umzubringen. Und ich werde in
einen Raum gestossen und zum Opfer gemacht, nur weil ich lesbisch bin,
eine queere Feministin und stolze Aktivistin.
Nun, es wird nicht aufhören, wir werden weiterleben, das Leben
genießend und kämpfend.
Grüße aus Sarajevo,
Zoe Gudovic
Zoe Gudovic ist Performancekünstlerin und Organisatorin; sie war im
Kontext des ESC-Projektes [prologue] mehrmals in Graz
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